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AutorenbildBenno Stäheli

Warum KMU Dinosaurier sind - und 5 Tipps, wie sie sich doch noch vor dem Aussterben retten können



Was nun folgt betrifft nicht nur die Schweiz, die Erkenntnisse wären meiner Erfahrung nach in Deutschland und Österreich ähnlich. In der soeben veröffentlichen Studie „Digital Switzerland“ der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich kommt deutlich zutage, was Experten seit langem verkünden: die Schweizer KMU, vor allem Mikrobetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden, befinden sich punkto Digitalisierung noch in der Steinzeit. Die Studie bezeichnet 87% der befragten Unternehmen zurecht als „Digitale Dinosaurier“. Das sagt alles – auch alles über die mögliche Zukunft solcher Betriebe. Sie sterben ganz einfach aus!


Und warum ist das so? Auch dazu liefert die Studie einige Antworten. Die Kleinen geben an, sie hätten vor allem zu wenig Mittel, zu wenig Knowhow und eine zu wenig gute technische Ausstattung, um die digitale Transformation in Angriff zu nehmen. Für die Grösseren sind die primären Stolpersteine fehlendes Fachwissen, eine nicht vorhandene Veränderungskultur und, aus meiner Sicht das fragwürdigste Argument, unklare Verantwortlichkeiten. Echt jetzt? Das sind keine Gründe, sondern Ausreden! Man will sich nicht verändern, es geht uns offensichtlich noch zu gut.


Was ist los in der Schweiz, einem der reichsten und innovativsten Länder mit einer technischen Infrastruktur, von der andere nur träumen können? Hätten wir nicht ideale Voraussetzungen, um im digitalen Zeitalter auch in kleinsten Betrieben mindestens eine solide digitale Basis zu schaffen? Ich sage ganz klar ja. Keiner der oben genannten Punkte kann ernsthaft der Grund für die desolate Situation sein, in der sich viele KMU bezüglich Digitalisierung befinden. Wo ein Wille ist, wäre ganz klar ein Weg. Finanzielle Mittel, Knowhow und technische Ausstattung können beschafft werden. Wenn es ums Überleben geht, muss das sogar oberste Priorität haben und anderes hintenanstehen.

Der Ernst der Lage wird verkannt.

Dass es mit den heutigen digitalen Möglichkeiten viel einfacher ist, Kunden zu binden und gewisse Kosten signifikant zu reduzieren, ist hinlänglich bekannt. Auch dass es zudem einfacher geworden ist, Leads zu generieren und so eventuell Neukunden zu gewinnen. Es gäbe zahlreiche überzeugende Argumente, warum man besser heute als erst morgen mit der Digitalisierung beginnen sollte.


Nur – man muss es eben tun! Dieses Thema habe ich bereits in meinem früheren Artikel „KMU – Kein Mut Umzudenken?“ ausführlich behandelt. Einfach zu hoffen, dass schon irgendwann der richtige Moment kommt, um mit der Digitalisierung zu starten, wird sich wohl bereits kurzfristig als fatal erweisen. Wer heute nicht beginnt umzudenken und langsam Fahrt aufzunehmen, der wird schlicht nicht mehr auf den immer rascher fahrenden Zug aufspringen können. Ganz zu schweigen vom Umstand, dass die internationale Konkurrenz oftmals schon im Hochgeschwindigkeitszug unterwegs ist und damit unseren KMU erst recht meilenweit voraus.

So kann man gemäss der HWZ-Studie zum Beispiel noch kaum irgendwo einen Termin online fürs Haareschneiden oder für eine Physiotherapie buchen, ein Social Media-Auftritt fehlt bei den allermeisten KMU gänzlich und mit dem Begriff „Online Marketing“ können nur die wenigsten konkret etwas anfangen. Und das 2018! Die Mehrheit der Unternehmen ist anscheinend irgendwo in den 90er-Jahren stehen geblieben und schaut dem digitalen Treiben unbeteiligt zu. Das kann und wird für viele mehr und mehr zum potentiellen Stolperstein werden, denn die Digitalisierung betrifft und beeinflusst uns nun mal alle. Ob man will oder nicht. Man kann das nicht aussitzen!

Doch es gibt auch gute Neuigkeiten. Das alles müsste nicht sein, denn die digitale Transformation ist auch für kleine Unternehmen problemlos zu schaffen. Einmal mehr geht es schlicht darum, sich den Veränderungen zu stellen und dann einen Bereich nach dem anderen auf die neue Ausgangslage auszurichten. Es genügt durchaus, in kleinen Schritten und auf die eigenen Ressourcen angepasst vorzugehen. KMU sind in der Regel flexibel und gewohnt, sich neuen Situationen zu stellen. Das müssten sie nun endlich auch in Bezug auf die Digitalisierung tun. Denn die Uhr tickt, und viel Zeit für einen ersten beherzten Schritt bleibt nicht.

5 Tipps, wie KMU die digitale Transformation erfolgreich anpacken

1. Unternehmer müssen sich der Wichtigkeit der digitalen Transformation endlich bewusstwerden. Die Technologie ist ein Mittel und nicht der Zweck. Die Geschäftsleitungen der KMU müssen das Thema motiviert angehen und eine digitale Vision entwickeln. Klingt kompliziert? Ist es nicht. Es genügt einfach mal zu schauen was ähnliche Betriebe im Ausland schon alles machen oder sich die Klassenbesten der Branche im eigenen Land genauer anzuschauen. Es gibt auch gute Beispiele.

2. Es braucht ein umfassendes Umdenken und einen Kulturwandel. Auch KMU müssen erkennen, dass viele Prozesse, die heute allenfalls noch manuell vorgenommen werden, sinnvollerweise automatisiert werden. Das ist eine Chance und keine Bedrohung! Wenn man sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzt, sieht man rasch die Vorteile – auch auf der Kostenseite. Frei gewordene Ressourcen können sinnvoll für anderes eingesetzt werden - ich kenne kaum ein KMU, dass zu viel Personal beschäftig. Im Gegenteil. Mut zur Veränderung ist gefragt.

3. Über Produkte und Dienstleistungen muss man sich rund um die Uhr mindestens online bestmöglich informieren können. Zudem eben auch gleich reservieren, kaufen oder einen Termin vereinbaren. Und konsequenterweise erhebt man die Daten der Besucher von Webseiten, Landing Pages sowie auf Social Media und generiert daraus hochwertige Leads. Diese müssen dann gezielt bearbeitet werden, zum Beispiel von den frei gewordenen Ressourcen. Zudem können aus den erhobenen Daten essentielle Erkenntnisse gezogen werden die es erlauben, Marketing und Verkauf besser zu steuern und so schlicht erfolgreicher zu sein als vorher. Wer mehr weiss, kann mehr bewirken.

4. Es ist entscheidend, zu experimentieren und so laufend dazu zu lernen. Die Welt dreht sich sehr schnell und nichts ist wertvoller, als eigene Erfahrungen zu machen. Gute und schlechte. Nur so kann man erkennen, welche digitalen Massnahmen für das eigene Produkt oder Unternehmen in einem bestimmten Markt am besten funktionieren. Schon mit kleinen Budgets kann man aktiv werden und testen. Alles mit dem Ziel, die digitalen Marketing- und Verkaufsmassnahmen zu optimieren. Das perfekt Online Marketing auf Anhieb gibt es nicht, auch Profis tasten sich kontinuierlich an das Optimum heran.

5. Und zum Schluss das Wichtigste: einfach beginnen! Ein erstes digitales Spielfeld lässt sich rasch definieren, wo noch nichts vorhanden ist. Sei es zum Beispiel Social Media, Online Marketing oder Marketing Automation. Es muss nicht alles auf einmal sein, aber mindestens ein digitales Thema sollte man beherzt angehen, um dann Schritt für Schritt auch die anderen anzupacken. Mit der Erfahrung kommt das Vertrauen, mit dem Vertrauen die Sicherheit und mit der Sicherheit schliesslich der Erfolg. Die Mitbewerber schlafen nicht, wer stehen bleibt, verliert den Anschluss. Oder alles.

Benno Stäheli / www.moving-spirit.ch

Quelle Grafiken: hwzdigital.ch #DigitalCH17

Photo by Curtis McNewton on Unsplash

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